Ein kleiner Bericht aus den 50er
über die Wirtschaflichkeit der Einachsschlepper.

Der mechanisierte Hof

Zur Einführung

Die Mechanisierung der Landwirtschaft, einschließlich der landwirtschaftlichen Kleinbetriebe, hat ihre Ursache in dem von Jahr zu Jahr zunehmenden Arbeitskräftemangel, der zu einer lawinen- artigen Entwicklung des Maschineneinsatzes auf den Höfen geführt hat. Der bäuerliche Betrieb musste sich deshalb in den letzten Jahren über neue Maschinen und Geräte, ihre Pflege und die Reparaturmöglichkeiten auf dem laufenden halten. Dieser Notwendigkeit kam „Land und Garten“ immer in dem Wunsch nach, durch Text- und Bildveröffentlichungen mit dieser Entwicklung Schritt zu halten. Um diesem Streben nach VielseitigkeitGarten 1 noch mehr Rechnung zu tragen, bringen wir erstmals mit dieser Ausgabe unsere künftig monatlich einmal erscheinende Beilage „Der mechanisierte Hof“ heraus, die in der Themenbehandlung in Zukunft eine wesentliche Bereicherung unserer Zeitschrift sein wird. Sie ist von Praktikern der Mechanisierung für die landwirtschaftliche Praxis geschrieben und wird – das hoffen wir – bei unseren Lesern guten Anklang im Umgang mit Maschinen und Geräten wesentlich zu erleichtern.  

Im Kleinbetrieb bewährt

Fortschritt auf einer Achse


Obwohl der Einachsschlepper schon seit längerer Zeit vorhanden ist, hat er doch erst in den letzten Jahren die ihm gebührende Verbreitung gefunden. Fast über 10 Jahre hat dieses Gerät warten müssen, bis das Technisierungsverständnis der Kleinbauern auch ihm Tür und Tor für die Betriebe unter 10 Hektar öffnete und so eine Zeit einleitete, die man als Motorisierungszeitalter der Landwirtschaft bezeichnen kann, und deren Entwicklung erst am Anfang steht.

In der Hauptsache finden wir den Einachsschlepper in Gebieten, in denen kleine Flächen intensiv bewirtschaftet werden. Dass man sich mit solcher Einmütigkeit auf diesen Kleinschlepper stürzte, den seine Freunde bezeichnenderweise als ein Mittelding zwischen Tier und Maschine bezeichnen, hat einen tieferen Grund. Als nämlich der größere Bauernbetrieb längst umgelernt hatte und allerorts Traktoren und Mehrzweckgeräte die Arbeit erleichterten, stand der Kleinbauer noch auf dem Standpunkt seiner Großväter, alle Arbeiten auf dem Hof nur mit Handgeräten verrichten zu müssen. Im Bundesgebiet haben wir von 2 Millionen landwirtschaftlichen Betrieben 1,6 Millionen – das sind 80 % - mit einer Bodenfläche von weniger als 10 ha.
Von diesen Klein und Mittelbetrieben werden aber 40 % der genützten landwirtschaftlichen Fläche bebaut. Diese Klein- und Zwergbetriebe können aber nur eine Universalmaschine gebrauchen, da Spezialgeräte zu teuer kommen. Eine wichtige Voraussetzung ist, dass der alte Gespannmäher, die Egge und die anderen Geräte, die für Pferdezug eingerichtet waren, auch weiterhin mit dem Einachsschlepper verwendet werden können.

Große Hilfe für kleinen Betrieb

Natürlich bringt der Einachsschlepper einige arbeitswirtschaftliche Rosinen mit in den Betrieb; den Anbaupflug zum Beispiel, und die Fräse. Beide Geräte bedeuten für den Kleinbetrieb die große Hilfe. Nicht uninteressant ist in diesem Zusammenhang der Kraftbedarf, den man bei der Anschaffung des Einachsschleppers zugrunde legen muss. Er beträgt bei einscharigen Tiefpflügen je nach der Bodenbeschaffenheit ca. 6 PS, beim Tieffräsen (90 cm breit) etwa 8 PS, beim Transportieren von 9 Zentnern und normaler Wegbeschaffenheit 5-9 PS, und beim Eggen mit mittelschweren Geräten ungefähr 4 bis 5 PS.  Die Pflege des Einachsschleppers ist von der, die ein normaler Traktor erfordert, nicht sehr verschieden. Dass der stets richtige und von der Herstellerfirma vorgeschriebene Reifendruck eingehalten wird, ist genau so wichtig, wie der rechtzeitige Ölwechsel nach der ebenfalls vom Hersteller vorgeschriebenen Zeit. Gegen Überbelastung erweist sich der Einachsschlepper als ziemlich robust und es ist nicht so leicht, ihm dadurch Schaden zuzufügen.  Die Möglichkeit, auf einfache Weise die Spurbreite des Schleppers verändern zu können, macht diesen Kleintraktor für alle Pflegearbeiten während der Wachstumsperiode brauchbar. Mit seiner Riemenscheibe ist der Einachsschlepper oftmals willkommene Kraftquelle, wenn mangels einer Anschlussmöglichkeit von Elektromotoren nicht Gebrauch gemacht werden kann.

Führerschein – auch zu Fuß

Mit seiner ziemlich hohen Endgeschwindigkeit war der Einachsschlepper sehr bald ein Gefährt, das nicht mehr ohne Führerschein gefahren werden durfte. Man braucht deshalb heute zu seiner Führung auf öffentlichen Straßen und Wegen den Führerschein IV. Eine ausreichende Beleuchtung ist nun auch vorgeschrieben. Daraufhin hat sich der Kleinschlepper auf zwei Rädern zum Verkehrsmittel ausgewachsen und auf kleinen Einachsanhängern können wir sonntags sogar die glücklichen Besitzer ihren festtäglichen Obliegenheiten nachfahren sehen. Wer sich keinen PKW leisten kann, wird zufrieden sein, sonntags mit seinem gekoppelten Einachser seine Familie in die Gegend fahren zu können.


Dass der Einachsschlepper im Einsatz sehr billig ist, beweist eine interessante Gegenüberstellung der Firma Holder von Handarbeitskosten und Kostenaufwand mit dem Einachsschlepper. Zum Roden, Auflesen und Laden von 1 ha Kartoffeln werden demnach benötigt:

Bei Handarbeit mit Grabegabel, Hacke oder Spaten 360

Std. Handarbeit

á 1,10 DM = 396,-- DM
Holder-Einachsschlepper mit Rodekörper


230
15
15

Std. Handarbeit
Std. Schlepper
Std. Schlepperfahrer

á 1,10 DM =
á 1,48 DM =
á 1,20 DM =

253,-- DM
22,20 DM
18,-- DM
293,20 DM
Holder-Einachsschlepper mit Schleuderroder

190
10
10

Std. Handarbeit
Std. Schlepper
Std. Schlepperfahrer

á 1,10 DM =
á 1,48 DM =
á 1,20 DM =

209,-- DM
14,80 DM
12,-- DM
235,80 DM



Im Vergleich zur Handarbeit werden also durch den Einsatz des Einachsschleppers mit Rodekörper 26 %, mit Schleuderroder 40 % der Gestehungskosten eingespart.
Freilich lässt ein Vierradschlepper diese Prozentzahlen noch mehr ansteigen. Dafür sind aber Anschaffungspreis und Betriebskosten entsprechend höher. Der Vierradschlepper kommt erst ab einer gewissen Betriebsgröße oder Struktur in Frage, die seine Anschaffung und Haltung rentabel macht.
Verbrauchsmäßig werden von den Herstellerfirmen 0,6 kg Dieselöl je Arbeitsstunde für 10-PS-Einachsschlepper genannt. Das ist im Verhältnis zur Leistung geradezu verblüffend wenig.